Mit diesem kleinen hübschen Fuchs hatte ich eine ganz spezielle und sehr intensive Verbindung. Er hat mir sicherlich am meisten über die feine Psyche der Pferde gelernt. Was ihm zugestoßen war in seinen jungen Jahren in Tschechien bevor ihn Frank Spadinger vom Wiener Reitclub kaufte, wissen wir nicht. Fest steht, dass Samuel Menschen nicht sehr freundlich gesonnen war – ängstlich-aggressiv, schnell beißend oder schlagend, und er konnte seine Reiter blitzartig in übelster Weise in den Sand setzen. Jedoch, kaum hatte er einen Voltigiergurt am Rücken und die Ausbinder eingehängt, war er ein verwandeltes Pferd. Lieb, zahm, verlässlich und glücklich zog er seine Runden und lies sogar die Kleinsten auf seinem Rücken turnen. Seine Galoppade war ein Traum!
War jedoch das Voltigiertraining vorbei, die Ausbinder weg und die Zeit gekommen um ihn trocken zu führen, ja da begann die liebe Not wieder… Samuel zu führen war kein Kinderspiel, vielmehr wurden einige tapfere Voltigierer, die es versuchten, zu seinem Spielzeug.
Als Samuel zu Weihnachten 1993 in Braunau fix seinen Stall bezog (mein schönstes Weihnachtsgeschenk!) verbrachte ich viele, viele Stunden still in einer Ecke seiner Box sitzend um langsam, ganz langsam sein Vertrauen zu gewinnen. Sein letztes Misstrauen mir gegenüber vergaß er als ich eines Tages eine ganz besondere Stelle an seinem Hals entdeckte – wenn ich ihn dort kraulte, war Samuel im siebten Himmel vor lauter Genuss! Mit diesem kleinen Trick hatte ich Samuel’s Freundschaft endgültig gewonnen. Wir gingen durch dick und dünn bei Turnieren und auf keinem anderen Pferd fühlte ich mich so “daheim”.
Leider verletzte sich Samuel 1995 bei seiner Lieblingsbeschäftigung – auf der Koppel herum toben. Wir versuchten alles was wir und die Tierärzte konnten, doch letztendlich mussten wir ihn leider 1996 einschläfern. Ich werde den kleinen Wildfang Samuel nie vergessen! (Eva Müller)